Interview

Ein Interview mit den Brittipoppers

anlässlich des Comebackauftritts im amberger Jugenzentrum am 12.12.2008 mit den beiden Newcomer-Vorbands "The Attic" und "Les Galopins". Das Interview fand Anfang Dezember zwischen Roland Hindl und Mario Madl statt.

Wie habt ihr die Zwangspause genutzt?

Eine Zwangspause war es ja nur gig-technisch gesehen. Wir konnten die Zeit natürlich trotzdem sinnvoll nutzen und einen Haufen neue Songs in unser Pogramm hämmern. Der Andi wurde mit dem Treppenlifter in unseren Proberaum gekarrt und dann gings los. Es hat sich ja einiges getan in letzter Zeit. Coldplay hat ein neues Album und Oasis ebenso. Genau da liegt ja unser Schwerpunkt, also haben wir uns die Teile mal zu Gemüte geführt. Was sich gerade bei Coldplay als schwierig erwies, weil die neuen Stücke recht bombastisch und orchestral aufgenommen sind. Wir drücken dem ganzen ja noch unseren Brittipoppers-Stempel auf, was uns, denk ich, auch hier gut gelungen ist - die Folge: die Songs sind noch bombastischer. Wir haben aber auch ältere Britpop-Klassiker nicht außer Acht gelassen und waren auch in dieser Richtung tätig. Außerdem konnte der Geri, unser Keyboarder, endlich seinen Hauptschulabschluss nachholen und der Martin hat einen Salat-Dressing-Kochkurs belegt...

Nach welchen Kriterien trefft ihr Eure Songauswahl?

Erstmal muss die Band natürlich auf der Insel ihren Ursprung haben. Dabei gucken wir aber nicht allzu genau auf politische Grenzen.
Schottland, Irland etc... das sind aber Außnahmen, der Großteil ist aus England. Dann muss uns der Song taugen - das ist besonders wichtig - es kommt kein Song ins Pogramm, den wir nicht, genauso wie er ist, selbst geschrieben hätten... 🙂 
Die Songs sollten auch britpopig oder -rockig sein (also fallen die schxxx Spice Girls oder James Blunt schon mal flach)... 
Was uns ganz und gar nicht in die Tüte kommt sind arg poppige oder kommerzielle Künstler wie etwa Robbie und vielleicht auch U2. Das würd einfach nicht zu uns passen und wir sehen uns darin auch nicht. Trotzdem haben wir doch einige (auch kommerziell) sehr erfolgreiche, Gassenhauer im Pogramm - aber es gibt halt einen kleinen aber feinen Unterschied zwischen einem auf dem Reißbrett entworfenen Superhit mit einem Nackten-Frauen-3-Millionen-Mtv-Video und einer Britpophymne alla Wonderwall von Oasis oder einem UK-Top-Ten-Hit wie Sing von Travis.
 

Spielt ihr auch Songs, die die Masse nicht kennt, nur weil das Stück Eurer Ansicht nach eine Perle ist?

Auf jeden Fall. (Abgesehen davon haben wir ja ausschließlich Perlen im Pogramm!) Gut zwei Drittel der Songs sind dem durchschnittlichen Antenne-Bayern-Konsumenten relativ unbekannt. Jemand der gerne Rock, Indipendent und Alternativ hört kennt jedoch so ziemlich alle Songs, das liegt denk ich hauptsächlich an den unterschiedlichen Platzierungen in den Charts. Karma Police von Radiohead war 2 Wochen auf der 8 in den UK-Charts. Bei uns nicht mal in den Top 100.

Ihr habt Euch – nicht nur dem Namen nach – dem Britpop verschrieben. Oasis, die ehemaligen Überflieger des Genres haben kürzlich nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit neues Material auf den Markt geworfen. Coldplay laufen sogar uf den kommerziellsten Radio-Stationen auf Hot-Rotiation – wo steht Britpop Eurer Ansicht nach heute?

Wir sehen den Begriff Britpop weniger als Beschreibung einer ganz bestimmten Musikrichtung sondern eher als Beschreibung einer bestimmten Art von Musik-Kultur. Der Engländer legt zum Teil mehr Wert auf Authentität und auch auf den handwerklichen Aspekt des Musik-machens. Oasis sind in England so erfolgreich, weil sie ehrlich sind. Das sind immernoch die gleichen, rumpöbelnen Proll-Haudrauf-Typen aus einem Arbeiterviertel Manchesters. Die haben sich nie verstellt und nur so kann man auch langfristig Erfolg haben. Es kommt nach wie vor immer wieder erstklassige Musik aus England. Auch wenn sich die Musik verändert und auch wenn man die Musik der ein oder anderen Band keinesfalls als klassischen Britpop deklarieren kann, solange es "proper rock-and-roll-music" ist und bleibt es für uns Britpop und dann können wir loslegen und unser Ding daraus machen.

Was erwartet das Publikum am 12.12.2008 im JUZ?

Wir haben zwei junge Newcomer-Bands dabei. "The Attic" (melodic-hard-rock) und "Les Galopins" (indie-pop). Beide sind noch relativ unbeschriebene Blätter und bei beiden sehen wir potential. Wir selbst werden ein bombastisch, gutes 2-Stunden-Set abledern. Im Gepäck sind die gewohnten Britpop-Hymnen von Oasis, Travis, Coldplay, Blur, The Verve usw usw usw und auch einige neue Stücke. Wir haben außerdem einen unglaublichen Gastmusiker mit dabei. Christoph Pickelmann wird bei ein paar Songs seinem Chello traumhafte Töne entlocken und damit unsere Wall-Of-Sound untermauern. So wie es aussieht wird das wohl ein sagenhafter Jahrhundert-Gig so wie ihn Amberg wohl noch nie gesehen hat. Es gibt außerdem ein Meet-And-Greet mit den Brittipoppers zu gewinnen. Das sollte man sich nun wirklich nicht entgehen lassen...